Sonntag, 11. November 2012

Es ist Nacht. Sie liegt wach im Bett. 32 Stunden ohne Schlaf. Ihr starrer Blick ist auf den digitalen Wecker gerichtet. Seine Zahlen leuchten in einem blassen blau. 3:02 Uhr morgens. Ihr Wimmern ist unberhörbar. Mit leisen Bewegung setzt sie sich auf. Warme, salzige Tränen laufen ihre Wangen hinunter bis ans Kinn. Sie tropfen runter auf ihre Schlüsselbeine und nehmen von dort an ihren Lauf Richtung Dekolté. Mit leisen Schritten tritt sie ans Fenster heran. Es regnet. Ihre blassen, dünnen Finger streifen die Fensterscheibe entlang. "So allein...", haucht sie. Ihre Stimme ist leise und heiser. Wie viele Stunden hat sie nun dort gelegen? Wie viele Stunden wird sie da liegen? Sie mustert ihre Hand. Sie ist sehnig und blass. Am Handgelenk kann man die Adern verfolgen. Sie seufzt. Erneut tritt ihr ein Schwall Tränen aus den Augen. Sie nehmen denselben Lauf, wie ihre Vorgänger. Mit der gesamten Faust schlägt sie gegen das Fenster. Danach werden ihre Knie weich. Ihre Hände kratzen Halt suchend die Fensterscheibe entlang. Kraftlos und langsam sackt sie in sich zusammen. Ein erbärmlicher Seufzer entfährt ihr. Schluchzend schlägt sie ihre Hände vor das Gesicht. Krampfhaft unterdrückt sie ein lautes Weinen. Ist es Hass oder Trauer? Wut oder Verzweiflung? Schnellstens reißt sie ihre Hände von ihrem Gesicht und kratzt sich höllisch ihre Beine entlang. Blut quillt heraus. Sie schließt ihre Augen und streckt ihren Rücken durch. Erneut laufen ihr warme, salzige Tränen die Wangen hinunter. Sie traut sich nicht mehr heraus. Vielleicht ist es das Ende?